Etappenpost
Die Post der Banken
Die Tätigkeit der Banken wurde von der Bankaufsichtsstellen überwacht.
In VALENCIENNES befand sich die „Bankaufsichtsstelle VALENCIENNES“, die am 10. April 1916 durch das Dekret II c 10480 von Quartiermeister General Freytag gegründet wurde. Sie hatte ihren Sitz in der Rue Saint-Géry Nr. 12.
Durch dieses Dekret wurde allen Unternehmen im Finanzsektor befohlen, sich bis spätestens 10. Mai 1916 bei der deutschen Behörde zu registrieren. Zudem mussten die Gemeindeverwaltungen auf Anfrage eine Liste aller in ihrem Gebiet ansässigen Finanzunternehmen bereitstellen.
In Punkt Nr. 3 des Dekrets wurde dieser Kontrollstelle das Recht erteilt:
„a) die Bücher und Schriften der unter Aufsicht stehenden Betriebe einzusehen, sowie den Bestand der Kasse und die Bestände an Wertpapieren, Wechseln usw. zu untersuchen, auch Auskunft über alle geschäftlichen Angelegenheiten zu verlangen,
b) den Geschäftsbetrieb oder einzelne geschäftliche Maßnahmen jeder Art, insbesondere Verfügungen über Vermögenswerte, Erfüllung von Verbindlichkeiten und geschäftliche Mitteilungen zu untersagen,
c) Hinterlegungen von Vermögenswerten anzuordnen,
d) den zur Vertretung des Unternehmens berechtigten Personen wegen Unzuverlässigkeit die Vertretungsbefugnis zu entziehen.“
Diese Verwaltung überwachte die Banken und allgemein den Finanzfluss in den besetzten Gebieten. Sie konnte Unternehmen unter Zwangsverwaltung stellen und einen deutschen Verwalter an ihre Spitze setzen. Zudem überwachte sie den Inhalt der Bankkorrespondenz administrativ, hauptsächlich nach finanziellen Kriterien.
Anfangs war geplant, eine Bankaufsichtsstelle in LILLE, MAUBEUGE, SEDAN, VALENCIENNES und MONS einzurichten, doch schon bald wurde auch DOUAI in die Liste aufgenommen.
Die Tätigkeit der Bankaufsichtsstellen begann nicht sofort, da geeignetes Personal gefunden werden musste (mit Bankerfahrung, aber auch untauglich für den Fronteinsatz).
Das Bankaufsichtsstelle wurde in der Place Saint-Jean Nr. 2bis eingerichtet (Räumlichkeiten der Crédit du Nord).
Es überwachte das Arrondissement VALENCIENNES sowie den von der 6. Armee besetzten Teil des Arrondissements AVESNES. Zum Zeitpunkt seiner Gründung waren im Arrondissement VALENCIENNES 18 Banken tätig.
Die vorgesehene Besetzung für die Bankaufsichtsstellen bestand aus 6 Personen:
ein Leiter (Hauptmann oder Leutnant),
5 Schreiber (Unteroffiziere oder Gefreite),
und ein Soldat (zuständig für die Pferde und als Ordonnanz des Büros tätig).
In VALENCIENNES traten am 18. Mai 1916 Leutnant Nothnagel, Unteroffizier Boeckh (Schreiber) und Landsturmmann Minte (Ordonnanz, auch als Schreiber tätig) ihren Dienst an.
Landsturmmann Worms (ebenfalls Schreiber) kam erst am 6. Oktober 1916 hinzu.
Weitere Einstellungen erfolgten nicht.
Am 4. Januar 1917 sollte im Zuge der Eröffnung der Bankaufsichtsstelle MONS die DOUAI-Stelle geschlossen und ihr Personal nach MONS versetzt werden.
Die Aufsicht über deren Tätigkeit sollte in VALENCIENNES übertragen werden.
Am 19. Januar wurde jedoch bekannt gegeben, dass das Bankaufsichtsstelle in DOUAI weiterhin bestehen bleibt, jedoch als Zweigstelle von VALENCIENNES.
Diese Zweigstelle sollte von Unteroffizier Boeckh (Schreiber in Valenciennes) geleitet werden.
Vizefeldwebel Mannheim von Bankaufsichtsstelle in LILLE sollte Boeckh am 21. Januar in VALENCIENNES ablösen.
Am 7. Juni 1917 ersetzte Leutnant Schoeller Nothnagel als Leiter.
Dieser wurde zum Zwangsverwalter der Banken L. Dupont & Cie und Pierrard-Mabille & Cie ernannt.
Im Laufe des Jahres 1917 zog die Bankaufsichtsstelle in die Rue Saint-Géry Nr. 12 um, dem früheren Sitz der Filiale der Banque du Nord et des Flandres in VALENCIENNES, die zu Beginn der Besatzung geschlossen worden war.
Die Bankaufsichtsstelle verließ VALENCIENNES in der zweiten Oktoberwoche 1918.
In den Etappenzonen der Westfront bestanden ab 1917 insgesamt 9 Bankaufsichtsstellen:
Drei in Belgien:
Bankaufsichtsstelle 5 in MONS
Bankaufsichtsstelle 7 in GAND
Bankaufsichtsstelle 8 in TOURNAI
Sechs in Frankreich:
Bankaufsichtsstelle 1 in VALENCIENNES
Bankaufsichtsstelle 2 in LILLE
Bankaufsichtsstelle 3 in LONGWY
Bankaufsichtsstelle 4 in ST-QUENTIN, später MAUBEUGE
Die Bankaufsichtsstelle 1 von VALENCIENNES unterhielt eine Zweigstelle in DOUAI.


Brief von 20 g, freigemacht mit 10 Pf (Tarif vom 15.12.1914), von der Bankaufsichtsstelle an die Société Générale.
Keine sichtbare militärische Prüfung.
Registriert unter Nr. 218 bei der Bankaufsichtsstelle.
Vermutlich aus Mai/Juni 1916, da der Posttarif am 15. August 1916 geändert wurde und Nr. 435 auf einem Brief vom 1. August 1916 gefunden wurde.
Der Stempel „Bankaufsichtsstelle Valenciennes“ ist selten und ein Dienststempel, kein Prüfungsstempel.


VALENCIENNES (2. Armee) nach LA LOUVIÈRE (Belgien).
Prüfung durch die Bankaufsichtsstelle am 3. Mai 1917 und die Postüberwachungsstelle 39 (Stempel „Geprüft P.Ü.St“).
Die gleichzeitige Präsenz des Prüfstempels und des Dienststempels ist eher ungewöhnlich.
LILLE (6. Armee) nach VALENCIENNES (1. Armee), am 8. März 1917.
Der Brief wurde zunächst am 8. März von der Bankaufsichtsstelle in LILLE geprüft und am 9. März von der Postüberwachungsstelle der 6. Armee untersucht.
Nach der Ankunft in VALENCIENNES wurde der Brief am 13. März 1917 erneut von der Bankaufsichtsstelle geprüft.
LILLE (6. Armee) nach VALENCIENNES (2. Armee).
Der Brief wurde zunächst von der Bankaufsichtsstelle LILLE geprüft und mit dem Stempel „Inhalt sachlich geprüft“ versehen. Anschließend erfolgte am 14. Juni 1917 eine Prüfung durch die Postüberwachung der 6. Armee.
In VALENCIENNES erfolgte am 20. Juni eine erneute Prüfung durch die Bankaufsichtsstelle.
Seit dem 24. Mai 1917 (Dekret II c 17690/8) mussten alle Bankaufsichtsstellen ausschließlich mit einer Nummer gekennzeichnet werden.
Die Bankaufsichtsstelle von VALENCIENNES wurde somit zur Bankaufsichtsstelle Nr. 1.


VALENCIENNES (1. Armee) nach LILLE (6. Armee).
Am 21. März 1917 von der Bankaufsichtsstelle VALENCIENNES und durch die Postüberwachungsstelle der 1. Armee geprüft.
Dieser Brief wurde in den letzten Tagen des Posttarifs vom 15. August 1916 versandt. Ab dem 20. März 1917 betrug das Porto für einen einfachen Brief 20 Pf oder 25 c.




MAUBEUGE (18. Armee) nach VALENCIENNES (2. Armee).
Brief zunächst militärisch von der 18. Armee geprüft, anschließend administrativ von der Bankaufsichtsstelle Nr. 4 in MAUBEUGE und schließlich von der Bankaufsichtsstelle Nr. 1 in VALENCIENNES.
Die Nummer 20649 lässt darauf schließen, dass dieser Brief nach Ende Mai 1918, wahrscheinlich im Juni 1918, versandt wurde.
Der Stempel „Geprüft P.Ü.St“ mit gebrochenem Rahmen gehörte zur Postüberwachungsstelle Nr. 44 der 18. Armee.






LILLE (6. Armee) nach VALENCIENNES (2. Armee).
Prüfung von der Bankaufsichtsstelle Nr. 2 in LILLE (Stempel „Inhalt sachlich geprüft“).
Die Postüberwachungsstelle Nr. 40 (6. Armee) brachte ihren Einheitsstempel „Postüberwachungsstelle 40 Deutsche Feldpost 402“ an, anstelle des üblichen Prüfstempels, was ungewöhnlich ist.
In VALENCIENNES erfolgte eine erneute Prüfung durch die Bankaufsichtsstelle Nr. 1, die den Brief unter der Nr. 12181 (August/September 1917) registrierte (Stempel „Sachlich geprüft Bankaufsichtsstelle 1 Briefbuch Nr….“).
DOUAI (2. Armee) nach VALENCIENNES (2. Armee).
Die Bankaufsichtsstelle von VALENCIENNES unterhielt eine Zweigstelle in DOUAI.
Dieser Brief wurde am 31. Januar 1918 von dieser Filiale geprüft (Stempel „Bank Aufsicht-Stelle“).
Bei der Ankunft in VALENCIENNES erfolgte zusätzlich eine militärische Prüfung („Geprüft P.Ü.St“) sowie eine zweite administrative Kontrolle durch die Bankaufsichtsstelle Nr. 1.